Steinbruch OTTERBEIN

26.06.2020: Offener Brief an die Nachbarschaft

26.06.2020: Offener Brief an die Nachbarschaft

Sehr geehrte Nachbarinnen und Nachbarn,

 

als Unternehmen sind wir seit über 130 Jahren ein fester Bestandteil unseres Ortes und ein verlässlicher Partner in der Region. Das wollen wir auch in Zukunft bleiben. Seit Bekanntgabe der ersten Pläne zur Steinbrucherweiterung wird in Müs und den umliegenden Ortsteilen intensiv diskutiert. Fürsprecher und Kritiker melden sich zu Wort und führen hitzige Diskussionen.
Eine konstruktiv-kritische Auseinandersetzung halten wir für wichtig und begrüßen wir. Leider mangelt es der vorgebrachten Kritik aber häufig sowohl an Sachlichkeit als auch einem Bezug zum Vorhaben. Die jüngsten Entwicklungen bedauern wir daher sehr: Pauschale Parolen gegen unseren Betrieb, Stimmungsmache, Vorurteile, aber auch die Missachtung von Betretungsverboten und Absperrungen, unerlaubte Drohnenflüge auf unserem Werksgelände und sogar in Anlagen usw. sind nicht akzeptabel und werden allein schon aus der Fürsorgepflicht für unsere Belegschaft und zum Schutz unseres Betriebes abgelehnt.

Bei aller Emotionalität werben wir für eine faktenbasierte und konstruktive Auseinandersetzung mit dem Thema sowie für einen respektvollen und fairen Umgang miteinander, mit unserem Unternehmen und mit unserer Belegschaft. Anknüpfend an unsere frühzeitige Kommunikation in Bezug auf die Steinbrucherweiterung führen wir im Sinne eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Thematik unseren begonnenen Weg fort und werden weiterhin transparent und sachlich informieren – im persönlichen Gespräch und online.

 

Kalk für die Region

Mit der geplanten Steinbrucherweiterung möchten wir die Zukunft unseres Betriebes sichern – und somit auch die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter, die Versorgung unserer Kundschaft, die Auftragslage bei unseren Partnerbetrieben, die stabilen Einnahmen für die Gemeinde von einem ihrer größten Gewerbesteuerzahler, Investitionen in die lokale Infrastruktur und unseren gemeinsamen Wohlstand in der Region.

 

Die Bedeutung des Kalksteinabbaus hier vor Ort ist aber eine noch viel größere: Kalk ist für uns alle ein lebens-notwendiger Rohstoff und Bestandteil unzähliger alltäglicher Produkte, verschiedener Wertschöpfungsketten und z.T. systemrelevanter Einsatzgebiete. Ob im Haus- oder Straßenbau, der Denkmalpflege oder für die Herstellung von Zement, Putz, Mörtel, Beton, Pflanzsubstraten, der Aufbereitung von Trinkwasser, zur pH-Wert-Regulierung in der Land-, Teich- und Forstwirtschaft oder zur Luftreinhaltung – der Rohstoff Kalk ist allgegenwärtig und aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Dabei ist es seit Generationen unser Ansporn nicht stillzustehen, sondern im Sinne unserer Kunden Innovationen voranzutreiben und zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln.

 

Geologische Erkundungen haben gezeigt, dass das derzeit genehmigte Rohstoffvorkommen nur noch begrenzte Kalksteinmengen in der benötigten Qualität aufweist. Auch haben die Erkundungen gezeigt, dass der benötigte Rohstoff nur auf den untersten Abbauebenen in Richtung Nordwesten in ausreichender Qualität und Menge vorliegt. Deshalb planen wir die Rohstoffgewinnung auf den untersten Ebenen fortzusetzen. Die treppenartige Gestaltung der Böschungen und Fahrwege führt zwangsläufig zu einer Reduzierung des gewinnbaren Abbauvolumens. Zur vollständigen Nutzung der Kalksteinressourcen ist eine flächenhafte Erweiterung um etwa 6,5 Hektar nach Nordwesten erforderlich. Ziel ist es, den Bedarf nach unseren Produkten auch weiterhin decken zu können: Jährlich werden ca. 6,4 Millionen Tonnen gebrannte Kalke und ca. 18 Millionen Tonnen ungebrannte Kalke in Deutschland für viele Produkte des täglichen Bedarfs benötigt. Pro Bundesbürger sind dies im Schnitt 1 kg Kalkstein pro Tag! Mit unseren Produkten decken wir dabei v.a. den Bedarf in der Region – der Großteil wird in einem begrenzten Radius ums Werk abgesetzt. Im Sinne der Versorgungssicherheit und des Umwelt- und Klimaschutzes ist es umso wichtiger, dass die Wege in unserer Region zwischen Verbraucher und Produzent bei diesem bedeutenden Grundstoff kurz bleiben.

 

Ganzheitliche Verantwortung

Mit dem geplanten Konzept zur Sicherung der Rohstoffbasis setzen wir auf eine ganzheitliche Betrachtung aller relevanten Aspekte und Themen rund um das Vorhaben. Hierfür gilt es nun einen Sachstand zu schaffen, auf dessen Grundlage seriös verfahren werden kann. Ohne Sachinformationen beschäftigt man sich mit Mutmaßungen, Spekulationen und Emotionen, was einem verantwortungsvollen Umgang mit der Thematik widerspricht. Eine Bürgerbefragung zu diesem Thema zum jetzigen Zeitpunkt anzustoßen ist allein schon deswegen befremdlich und gedankenlos. Bis erste Informationen aus den Fachgutachten vorliegen, wird Zeit und vor allem Geduld benötigt:

Noch vor einem formellen Genehmigungsverfahren werden alle möglichen Auswirkungen des Vorhabens auf Mensch, Natur und Umwelt, Grundwasser und Gebäude durch Fachexperten gutachterlich geprüft. Auch sind detaillierte Konzepte für die Ausgestaltung des Abbaus und die anschließende Rekultivierung auszuarbeiten, um die Erweiterung im Einklang mit den örtlichen Gegebenheiten und der bestehenden Natur ganzheitlich zu gestalten. Die Untersuchungen münden in verschiedenen Gutachten zur Hydrogeologie, Emissionen, zur Standsicherheit, Abbau und Rekultivierung wie auch in einer Umweltverträglichkeitsstudie, artenschutz-rechtlichen Prüfung u.v.m. Erste Untersuchungen für die Fachgutachten wurden vor einigen Wochen auf-genommen. Nach Erfahrung des beauftragten Planungsbüros dauert die gutachterliche Prüfung, Bewertung und Ausarbeitung der relevanten Aspekte mehrere Monate, teilweise über ein Jahr. Die Ergebnisse fließen dann in einen Genehmigungsantrag ein.

Erst wenn alle relevanten Gutachten und Unterlagen vorliegen, stellen wir den Antrag beim Regierungspräsidium Kassel. Nur wenn die behördliche Prüfung zu dem Ergebnis kommt, dass das Vorhaben die hohen Anforderungen erfüllt, kann eine Genehmigung erteilt werden.

 

Dialog

Im gesamten Prozess der Steinbrucherweiterung ist uns der Dialog mit Ihnen wichtig. Dazu führen wir unseren im November 2019 begonnenen Weg fort und möchten auch weiterhin mit Ihnen im sachlichen Austausch bleiben. Hierbei sind wir für konstruktive Vorschläge offen. Dazu bieten wir zusätzlich neben den bestehenden Dialogangeboten nach den Sommerferien persönliche Bürgersprechstunden an, die im Einklang mit den geltenden Hygienevorschriften im kleinen Kreis stattfinden können. Wir freuen uns auf den Austausch. Die Termine werden gesondert bekanntgegeben.

 

Zusätzlich startet ab sofort unsere Projektwebseite. Sie haben die Möglichkeit sich unter www.zkw-otterbein.de/nachbarschaftsdialog rund um das Vorhaben zu informieren. Mit dem Informationsangebot möchten wir bei diesem komplexen Vorhaben einen auf Tatsachen basierenden Dialog etablieren.

 

An dem „Runden Tisch“ am 29. Juni 2020 können wir jedoch nicht teilnehmen. Die Teilnehmer wurden bereits hierüber informiert. Dieses anberaumte Gremium entspricht nicht den Ansprüchen der unbedingt erforderlichen Allparteilichkeit des Moderators in der Person des Bürgermeisters. Grundvoraussetzungen einer professionellen Moderation eines Runden Tisches sind unter anderem Unbefangenheit, Neutralität und Allparteilichkeit in allen inhaltlichen Fragen, Erfahrung in der Moderation kritischer Anspruchsgruppen sowie Prozesskompetenz für Dialogverfahren. Wir sehen uns in der Verantwortung, diesen wichtigen Dialog an professionellen Maßstäben auszurichten, wie sie in einschlägigen Richtlinien und Verwaltungsvorschriften festgelegt sind. Dazu haben wir in den vergangenen Wochen und Monaten stets unsere Bereitschaft deutlich gemacht, an einem Runden Tisch mit den wesentlichen Beteiligten unter der Leitung eines gemeinsam auszuwählenden allparteilichen Moderators oder Mediators ins Gespräch zu kommen, Fragen zu klären und gemeinsam die Herausforderungen anzugehen. Dieses Angebot unsererseits besteht auch weiterhin.

 

Für die weitere Gestaltung eines sachlichen Dialoges setzen wir uns verstärkt ein. Für Fragen und Anregungen stehen wir Ihnen unter folgender E-Mail zur Verfügung: buergerfragen[at]zkw-otterbein.de.

 

Es grüßt Sie, sehr geehrte Nachbarinnen und Nachbarn, Ihre
Zement- und Kalkwerke OTTERBEIN

TOP