Steinbruch OTTERBEIN

03.09.2020: Stellungnahme

03.09.2020: Stellungnahme

Stellungnahme der ZKW Otterbein zur Videobotschaft

Die kürzlich erschienene Videobotschaft des Bürgermeisters Hr. Dietrich auf der Homepage der Gemeinde Großenlüder hat uns dazu veranlasst, unsere Vorstellungen eines fairen und sachlichen Dialogs nochmals zu verdeutlichen. Mit der Videobotschaft werden laut Hr. Dietrich Empfindungen, Wahrnehmungen und Anliegen von Anwohnern wiedergegeben. Diese Aspekte zu artikulieren ist in einer Demokratie gelebte Praxis und gehört zu einem gemeinschaftlichen Miteinander. Im weiteren Prozess sind diese auf Basis einer objektiven Datengrundlage zu prüfen und zu diskutieren. Andere der getätigten Aussagen verwundern allerdings. Das öffentliche Vortragen von sachlich unfundierten und tendenziösen Behauptungen und Anschuldigungen ist für den weiteren Prozess nicht zielführend.

Vielmehr möchten wir uns für die Aufrechterhaltung der seit vielen Jahren praktizierten Dialogformate unseres Unternehmens aussprechen (z. B. persönliche Gespräche mit Anwohnern und Vertretern aus Politik und Gesellschaft, Bürgerhotline, Email „Bürgerfragen“, ZKW Umweltbeirat). Ergänzt werden diese etablierten Dialogformate nun seit einigen Monaten durch weitere Informations- und Dialogangebote im Zusammenhang mit der geplanten Steinbrucherweiterung, wie z. B. die Website www.zkw-otterbein.de/nachbarschaftsdialog oder die ins Leben gerufene Bürgersprechstunde. Wir verstehen, dass das geplante Vorhaben zur Rohstoffsicherung eine Vielzahl an Themen, Bedenken und Ansichten hervorbringt. Diese gilt es auf Grundlage einer seriösen Faktenlage unaufgeregt zu diskutieren und sowohl die Anliegen der Bürger als auch die betrieblichen Interessen in Einklang zu bringen. Seit Bekanntgabe der Pläne zur Steinbrucherweiterung stehen wir in Bezug auf dieses Thema in einem ständigen Austausch mit Anwohnern, Interessierten und Vertretern aus Politik und Gesellschaft – dieser Weg ist, anders als in der Videobotschaft suggeriert, bisher auf positive Resonanz gestoßen. Auch gab es erst kürzlich einen zielführenden Austausch gemeinsam mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Hering und dem Großenlüderer Bürgermeisterkandidaten Marco Herbert, die sowohl mit unserem Betrieb als auch der BI Gespräche geführt haben.

Dementsprechend verwundern einige Passagen in der Videobotschaft von Herrn Dietrich. Die zum Ausdruck gebrachten Emotionen und unsachlichen Thesen führen alle Bemühungen für einen fairen und auf Fakten beruhenden Dialog der letzten Wochen und Monate ad absurdum. Wer die rund 120 Arbeitsplätze bei uns und einer Vielzahl an Arbeitsplätzen bei unseren Partnerunternehmen in einer vornehmlich mittelständisch geprägten Region leichtfertig zur Diskussion stellt und keine weiteren Konsequenzen für die zugehörigen Familien daraus schließt, kann keine Neutralität und Allparteilichkeit zugesprochen werden. Wir erachten die Banalisierung eines jeden einzelnen Arbeitsplatzes, insbesondere im Hinblick auf die aktuelle wirtschaftliche Lage in Deutschland und der Region als höchst fahrlässig und verantwortungslos.

„Wir sind glücklich und stolz darüber, dass wir bei ZKW Otterbein im laufenden Jahr bislang 14 Neueinstellungen tätigen konnten und kein Gebrauch von Kurzarbeit gemacht werden musste. Es wird investiert in Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Umweltschutz. Dies alles ist nicht selbstverständlich in Zeiten von Corona und den herausfordernden wirtschaftlichen Folgen. Umso befremdlicher ist es, wenn jetzt von öffentlicher Seite eine negative Stimmung gegen unseren Betrieb, die Belegschaft und die Bedeutung der Arbeitsplätze gefördert wird und die möglichen Konsequenzen verharmlost werden“, stellt Markus Hermann Betriebsratsvorsitzender der ZKW Otterbein fest. „Für uns gefährdet diese Haltung einen seriösen Dialog“, so Hermann weiter.

In diesem Zusammenhang widersprechen wir der von Herrn Dietrich geäußerten Auffassung, wonach für unser Unternehmen – aufgrund der nach Auffassung von Herrn Dietrich geringen Größe – keine Daseinserfordernis bestehe, da der bestehende Bedarf an unseren Produkten auch durch größere, überregionale Lieferanten abgedeckt werden könne. Eine solche Auffassung stellt letztlich die Existenzberechtigung von jedem kleineren, mittelständischen Betrieb in Frage, was gerade in unserer mittelständisch geprägten Region nicht zielführend sein kann. Deutschlandweit gilt der Mittelstand als Rückgrat der Wirtschaft – dies gilt es zu respektieren. Überdies ist der Beitrag auch komplett unsachgemäß, da ZKW Otterbein bspw. mit den Natur-Kalksystemen für den ökologischen Hausbau und die Denkmalpflege einzigartige Alleinstellungsmerkmale aufweist und die hochwertigen Produkte nicht beliebig durch Erzeugnisse von anderen Herstellern substituierbar sind.

Auch irritiert der Diskurs zur Klassifizierung von ZKW Otterbein als Familienunternehmen. Die geäußerten Gedanken weisen keinen Bezug zum Rohstoffsicherungsvorhaben auf, weshalb der Anlass von Herrn Dietrich, über dieses Thema öffentlich zu referieren, unverständlich ist. Überdies offenbaren sich fehlende Sachkenntnisse, um sich zu dieser Angelegenheiten qualifiziert zu äußern. Bei einem Unternehmen, dass sich im Mehrheitsbesitz der Inhaberfamilie befindet und aktuell in 4. und 5. Generation von dieser geführt wird, ist ohne jeden Zweifel klar, dass selbstverständlich von einem Familienunternehmen zu sprechen ist. Nicht zuletzt sind unsere Belegschaft und wir stolz darauf, dass ZKW Otterbein im renommierten „Lexikon der deutschen Familienunternehmen“, das die bedeutendsten deutschen Familienunternehmen enthält, mit seinem Gründungsjahr 1889 als eines der ältesten Familienunternehmen in Deutschland geführt wird. Als nachhaltig orientiertes Familienunternehmen ist unsere Unternehmensstrategie auf langfristige, generationenübergreifende Zeiträume ausgelegt.

Herr Dietrich hat sich offensichtlich dazu entschieden, jetzt auch öffentlich die Positionen der Bürgerinitiative zu vertreten, was seiner gebotenen Neutralität als Vorsitzender eines „Runden Tisches“ entgegensteht. Viele der kursierenden Behauptungen wurden ohnehin bereits in einem ausführlichen Faktencheck von uns richtig gestellt [abrufbar unter www.zkw-otterbein.de/02-07-2020-otterbein-klaert-auf-bi-im-faktencheck]. Ebenso nicht förderlich ist in diesem Zusammenhang die Emotionalisierung, die durch die Bürgerbefragung zum jetzigen Zeitpunkt ausgelöst wurde. Fast alle Befragten aus unserer Belegschaft haben sich aufgrund der groben Fehler beim Datenschutz, der tendenziösen und suggestiven Art des Begleittextes und der Fragestellung sowie der Tatsache, dass die Umfrage zu einem Zeitpunkt durchgeführt wurde, zu dem überhaupt noch keine seriöse Faktenbasis zum Rohstoffsicherungsvorhaben geschaffen werden konnte, dazu entschlossen, nicht an der Umfrage teilzunehmen. Somit ist die Repräsentativität des abgefragten Meinungsbildes in Frage zu stellen.

Dialog lebt von verschiedenen Meinungen, einem strukturierten Prozess, der Gemeinsamkeiten und insbesondere tragfähige Kompromisse hervorbringt. Die Kompromissbereitschaft lässt sich bei Herrn Dietrich mit seinem Ultimatum „entweder Mensch, Natur und Umwelt oder Steinbrucherweiterung“ leider nicht erkennen. Wir vermissen hier die Ausgewogenheit eines allparteilichen Moderators, der erkennt, dass in einem solchen komplexen Prozess ein „entweder – oder“ nicht zielführend ist und keine gesunde Grundlage für einen lösungsorientierten Dialog darstellt. Mit dieser Bemerkung hat sich Herr Dietrich als "neutraler" und "allparteilicher" Moderator des „Runden Tisches“ nun endgültig selbst ins Abseits gestellt.

Wie geht es weiter?

Wir werden den eingeschlagenen Weg der Stimmungsmache nicht mitgehen. Vielmehr fokussieren wir uns auf die Ausarbeitung einer seriösen Faktenbasis für das geplante Erweiterungsvorhaben mit allen relevanten Aspekten zu Natur, Umwelt und Mensch. Dazu halten wir an dem fairen und offenen Nachbarschaftsdialog fest. Das positive Feedback bestärkt uns darin. Unser Ziel ist es, sachlich zu informieren, Anliegen und Bedenken zur Lösungsfindung aufzunehmen und kritisch zu diskutieren. Dazu laden wir alle Interessierten auch herzlich zu unserer Bürgersprechstunde ein, die seit dem 3. September regelmäßig stattfindet. Darüber hinaus werden weiterhin alle neuen Entwicklungen im Sinne eines offenen und transparenten Prozesses auf unserer Projektwebseite fortlaufend aktualisiert und kommuniziert.

Wir möchten noch einmal verdeutlichen, dass wir uns auch weiterhin schützend vor unsere Belegschaft stellen. Für uns zählt jeder einzelne Arbeitsplatz, Mitarbeiter und die dazugehörigen Familien. Unser Ziel ist es auch zukünftig, als Hersteller von Zement, Kalk, Putz & Mörtel einen wichtigen Beitrag zur Wertschöpfung in der Region zu leisten und unseren Mitarbeitern und Auszubildenden weiterhin Planungssicherheit zu zusichern.

Denn: Die Gewinnung von Rohstoffen und deren Veredelung vor Ort zu Produkten für unsere Kunden vereint ökonomische, soziale und ökologische Ziele. Aus ökonomischer Sicht ist das Vorhaben nicht nur für die Wirtschaftsregion Osthessen und unsere Kunden sinnvoll, sondern sichert auch der Gemeinde die stabilen Einnahmen von einem ihrer größten Gewerbesteuerzahler. Durch die Sicherung von Arbeitsplätzen und Wohlstand beinhaltet das Vorhaben auch eine wichtige soziale Funktion. Zudem bleiben die Wege zwischen Produzent und Verbraucher kurz, was aufgrund der geringen Transportentfernungen im Sinne von Ökologie und Klimaschutz ist, wenn sichergestellt ist, dass das Vorhaben die hohen Anforderungen der Behörden in Bezug auf Mensch, Umwelt und Natur erfüllt.

Dazu vertrauen wir im gesamten Genehmigungsprozess den gesetzlichen Vorgaben und den objektiven sowie fundierten Einschätzungen der zuständigen Behörden. Subjektive Auffassungen können in einem derart komplexen Prozess nicht als Maßstab und Bewertungsgrundlage dienen. Wer sich als Amtsträger über die gesetzlichen Vorgaben und Regularien stellt oder hinwegsetzen möchte, macht sich unglaubwürdig. Alle Vorgaben, die im Zusammenhang mit dem Genehmigungsprozess stehen, werden von unabhängigen Fachexperten und Gutachtern geprüft. Die Untersuchungen münden in zahlreichen Gutachten zu Hydrogeologie, Emissionen (Lärm, Staub, Erschütterung), zur Standsicherheit, Abbau und Rekultivierung wie auch in einer Umweltverträglichkeitsstudie, artenschutzrechtlichen Prüfung u.v.m. Die Ergebnisse fließen dann in den Genehmigungsantrag ein. Sie stellen die Richtschnur für den weiteren Prozess dar. Erst wenn alle relevanten Gutachten und Unterlagen vorliegen, stellen wir den Antrag beim Regierungspräsidium Kassel.

Klar ist: Nur wenn die Prüfung des Genehmigungsantrages durch die zuständigen Behörden zu dem Ergebnis kommt, dass keine negativen Auswirkungen für Mensch, Umwelt und Natur zu erwarten sind, und die Behörden ihre hohen Anforderungen als erfüllt sehen, wird grünes Licht für das Vorhaben zur Rohstoffgewinnung und langfristigen Standortsicherung gegeben werden. Gegenstand der eingehenden Prüfungen durch die dafür zuständigen Behörden ist auch der an die geänderte Steinbruchform angepasste Rekultivierungsplan. Ohne verbindlichen Rekultivierungsplan gibt es in Deutschland keine Betriebsgenehmigung für einen Steinbruch. Die von Herrn Dietrich aufgebrachten Unterstellungen bezüglich der Rekultivierung sind aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht fundiert und völlig unzutreffend:
Hierzu können wir sagen, dass unser Unternehmen selbstverständlich entsprechend der gesetzlichen Vorgaben und der gängigen Praxis Finanzmittel für die Rekultivierung zurückgestellt hat und dies fortlaufend zur Anpassung an den Abbaufortschritt tut. Somit ist eine Kapitalausstattung vorhanden, die die Umsetzung der verbindlich durch Genehmigungsbescheide vorgegebenen Maßnahmen in Abstimmung mit den Fachbehörden gewährleistet. Die für die Rekultivierung noch umzusetzenden Maßnahmen und der somit zurückzustellende Finanzmittelbedarf werden in regelmäßigen Abständen durch einen unabhängigen vereidigten Gutachter festgestellt. Mit dem Testat des Wirtschaftsprüfers ist ein ordnungsgemäßer bilanzieller Ausweis in ausreichender Höhe verbrieft. Rekultivierung findet bei ZKW Otterbein aber nicht erst zukünftig statt – parallel zum Abbaubetrieb wurden und werden bereits heute je nach Abbaufortschritt Rekultivierungsmaßnahmen umgesetzt. Etwa das Anlegen von standortgerechten Waldausgleichsflächen, die Schaffung von Halden für Kalkmagerrasen, die Förderung des Arten- und Amphibienschutzes im Steinbruch (bspw. Flussregenpfeifer, Kreuzkröte, Geburtshelferkröte, Uhu uvm.) oder das Anlegen von Bepflanzungen. Hierbei stehen wir in ständigem Austausch mit den zuständigen Fachbehörden und angesehenen Biologen. [Weitere Infos dazu unter www.zkw-otterbein.de/nachbarschaftsdialog/abbau-und-natur]

Wir sprechen uns weiterhin für eine faire und offene Dialogkultur aus, die auf gegenseitigem Respekt und Verständnis beruht. Wir laden alle Nachbarn und Bürger, die an einem sachlichen Austausch interessiert sind, dazu ein. Wir hoffen auch, dass es beim Bürgermeister zu einem Umdenken führt, er den Weg der Emotionalisierung und Unsachlichkeit verlässt und stattdessen auf Sachlichkeit, Mäßigung und Neutralität setzt. Wir würden diesen Schritt sehr befürworten und wünschen ihm in seiner verbleibenden Amtszeit die notwendige Kraft dazu.

Wir bitten um Verständnis, dass wir emotionale und unqualifizierte Äußerungen, Verleumdungen, Unterstellungen und bewusste Falschaussagen ab sofort nicht mehr kommentieren werden.

Geschäftsleitung, ZKW OTTERBEIN

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