Maßnahmen im Steinbruch zur Erhaltung von Flora und Fauna
Seit Jahren werden freiwillige Maßnahmen zur Erhaltung von Flora und Fauna durchgeführt. Dank dieser Maßnahmen hat sich u. a. eine signifikante Population der seltenen Kreuzkröte und Geburtshelferkröte in unserem Steinbruch eingestellt.
Die Kreuzkröte (Bufo calamita) und die Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) sind klassische Pionierarten. Ihre ursprünglichen Lebensräume finden sich in naturnahen Urstromauen. In diesen wurde die Auenlandschaft durch Hochwasserereignisse immer wieder neu geformt. Die ungeheure Kraft des Wassers hat immer wieder frische Strukturen geschaffen. Bruchkanten und Lehmwände wurden von Uferschwalben, Bienenfressern und Eisvögeln für den Niströhrenbau verwendet. Vegetationslose Sand- und Kiesflächen boten einer Vielzahl von Pflanzen und Tieren, sogenannte Pionierarten oder Rohbodensiedler, geeignete Habitate.
Hierzu gehört der Flussregenpfeifer (Charadrius dubius), der gelegentlich im Steinbruch brütet. Zahlreiche Arten haben sich auf den verschlungenen Wegen der Evolution auf vegetationslose Rohbodengewässer spezialisiert, welche von den Hochwassern hinterlassen wurden. Hierzu gehören die Kreuzkröte, die flache vegetationslose Lachen und Pfützen für ihr Laichgeschäft nutzt, sowie die Geburtshelferkröte die tiefe, vergleichsweise kühle Gewässer bevorzugt.
Die Zähmung unserer Urstöme durch den Bau von Schleusen, Dämmen, Wehren, Kraftwerken und andere Bauwerken haben die Urstromdynamik weitgehend unterbunden. Die auetypischen Arten wie Laubfrosch und Bienenfresser sind vielerorts längst erloschen. Gelegentlich gelang es einzelnen Pionierarten vom Menschen geschaffene Ersatzhabitate zu besiedeln. Kreuzkröte und Geburtshelferkröte fanden oftmals geeignete Strukturen auf militärischen Übungsplätzen und in Materialentnahmestellen.
Heute kommen die beiden Arten nur noch an jeweils etwa fünf Stellen im Landkreis Fulda vor. Die meisten Populationen sind genetisch längst von einander isoliert. Dank geeigneter Strukturen konnten sich im Kalkbruch Otterbein beide Spezies ansiedeln und haben vergleichsweise individuenstarke Populationen aufgebaut. Durch die gezielte Anlage geeigneter Gewässer wurden beide Arten in den vergangenen Jahren von der Firma Otterbein gefördert. Sämtliche aktuellen Vorkommen von Kreuzkröte und Geburtshelferkröte im Kreis überleben in hochdynamischen Sandgruben und Steinbrüchen.
Regelmäßig brütet der Flußregenpfeifer auf der Sohle oder auf breiten Terrassen im Steinbruch Otterbein. Die Aufnahme entstand am 18. Juni 2009 als die Jungvögel bereits das Nest verlassen hatten, aber noch nicht flugfähig sind.